Von Veltheims Wilde Baumzucht - heute so aktuell wie vor 250 Jahren
Schülerinnen und Schüler des Gymnasium Julianum machten sich bei herbstlich sonnigem Wetter auf zu einer Exkursion in den Harbker Forst. Eingeladen zu diesem besonderen Erlebnis hat der ehemalige Julianer Harald Binroth aus Rottdorf, der mit seiner Familie den Harbker Forst bewirtschaftet und den Ruheforst in Harbke betreibt. Das Seminarfach Nachhaltigkeit von Antje Gritzan setzt sich mit Projekten im Rahmen einer Bildung für nachhaltige Entwicklung auseinander und kam der Einladung gerne nach, sich über die nachhaltige Waldwirtschaft zu informieren. Im Kontext des Klimawandels sind Waldsterben, Waldumbau und eine nachhaltige Bewirtschaftung Thema am Julianum. Besonders spannend war für die Schülerinnen und Schüler die Ausstellung über die Harbkesche wilde Baumzucht in der romantischen Turmruine am Harbker Ruheforst, die Harald Binroth in einem aufwändigen Projekt restaurieren ließ. Die Ausstellung informiert auf zwei Ebenen im Ruinenturm über das Wirken von Friedrich August von Veltheim im 18. Jahrhundert im Harbker Forst. Seinem wissenschaftlichen Interesse und seinem Pioniergeist ist es zu verdanken, dass in Harbke Versuchsflächen für den Anbau von Bäumen aus Nordamerika, dem europäischen Osten und dem Mittelmeerraum erschaffen wurden. Im Angesicht des Klimawandels ist es spannend zu erkennen, dass sich schon von Veltheim vor 250 Jahren die gleichen Gedanken machte, die heute in der Debatte um die Entwicklung klimadynamischer Wälder bedeutend sind: Welche Baumart wird das künftige Klima an diesem Standort aushalten und sollte deshalb heute angepflanzt werden, um den folgenden Generationen als Kohlenstoffdioxidspeicher und Holzproduzent zu dienen?
Beim anschließenden Gang durch den Forst wurde deutlich, dass von Veltheim nicht nur ökonomische Aspekte bei der Bewirtschaftung des Waldes verfolgte, sondern dass der Forst in Anlehnung an einen englischen Landschaftsgarten angelegt wurde. Die Sichtachsen und Wege verfehlen auch heute nicht ihre Wirkung, der Wald wurde von den Exkursionsteilnehmern als besonders ästhetisch wahrgenommen. Dicke Stämme der 250 Jahre alten Sudetenlärche, Rotbuchen und Eichen säumen den Weg. Exoten wie Tulpenbaum, Esskastanie und Zuckerbirke wurden bewundert. Das romantische Landschaftbild wird stellenweise durch den Unterwuchs mit dramatisch, düsteren Eiben geprägt. Der Förster Heinrich Clemens begleitete die Exkursion und trug mit unterhaltsam vorgetragenen Informationen über die Funktion des Waldes und einzelner Baumarten zum Wissenszuwachs der Teilnehmer bei.
Beim Rundgang hielt die Gruppe an einzelnen Grabbäumen des Ruheforsts inne und lass die Erinnerungstafeln, der an Familienbäumen beigesetzten Verstorbenen. Auf der Andachtslichtung informierte Harald Binroth die Julianer über den Harbker Ruheforst.
Nach drei Stunden war die abwechslungsreiche und sehr informative Exkursion zu Ende.